zu erreichen. Sie wird Sie und sie wird mich töten. Mr. Cameron, Patriotismus ist die Tugend der Bösartigen. Mit einer Organisation, die darauf vorbereitet ist, die eigene bewaffnete Streitmacht zu unterwandern und die eigenen Männer umzubringen, damit die Geheimnisse dieses Landes sicher sind, mit einer solchen Organisation legen Sie sich nicht leichtfertig an.«
Cameron nickte feierlich. Daraufhin meinte er: »Mr. Trent, haben Sie etwas, haben Sie irgendetwas mit Namen oder dergleichen, das ich...«
Trent hob ein DIN-A4-Blatt vom Tisch neben sich hoch.
»Die bisherigen Ergebnisse meiner Recherche«, meinte er. »Namen, Positionen und Rang, wenn vorhanden.« Trent reicht Cameron das Blatt.
Cameron nahm es und überflog es rasch. Darauf stand:
TRANSMIT NO. 767-9808-09001
REF. NO. KOS-4622
SUBJECT: THE FOLLOWING IS AN ALPHABETICAL LIST OF PERSONNEL
AUTHORISED TO RECEIVE SECURE TRANSMISSIONS.
NAME LOCATION FIELD/RANK
ADAMS, WALTER. K LVRMRE LAB NCLR PHYSCS
ATKINS, SAMANTHA E. GSTETNR CMPTR SFTWRE
BAILEY, KEITH H. BRKLY AERONTL ENGNR
BARNES, SEAN M. N. SEALS LTCMMDR
BROOKES, ARLIN F. A. RNGRS CPTN
CARVER, ELIZABETH R. CLMBIA CMPTR SCI
CHRISTIE, MARGARET V. HRVRD IDSTRL CHMST
DAWSON, RICHARD K. MCROSFT CMPTR SFTWRE
DELANEY, MARK M. IBM CMPTR HRDWRE
DOUGLAS, KENNETH A. CRAY CMPTR HRDWRE
DOWD, ROGER F. USMC CPRL
EWARDS, STEPHEN R. BOEING AERONTL ENGNR
FROST, KAREN S. USC GNTC ENGNR
FAULKNER, DAVID G. JPL AERONTL ENGNR
GIANNI, ENRICO R. LCKHEED AERONTL ENGNR
GRANGER, RAYMOND K. A. RANGERS SNR SGT
HARRIS, TERENCE X. YALE NCLR PHYSICS
JOHNSON, NORMA E.U. ARIZ BIOTOXNS
KAPLAN, SCOTT M. USMC GNNYSGT
KASCYNSKI, THERESA E. 3M CORP PHSPHTES
KEMPER.PAULENEJ. JHNS HPKNS DRMTLGY
KOZLOWSKI, CHARLES R. USMC SGTMJR
LAMB, MARK l. ARMALITE BLLSTCS
LAWSON, JANE R. U. TEX INSCTCIDES
LEE, MORGAN T. USMC SGT
MAKIN, DENISE E. U. CLRDO CHMCLANGNTS
McDONALD, SIMON K. LYRMRE LAB NCLR PHYSICS
NORTON, PAUL G. PRNCTN AMINO ACD CHNS
OLIVER, JENNIFER F. SLCN STRS CMPTR SFTWRE
PARKES, SARAH T. USC PLNTGST
RIGGS, WAYLON J. N. SEALS CMMDR
REICHART, JOHN R. USMC SGT
SHORT, GREGORY J. CCACLA LQDSCE
TURNER, JENNIFER C. UCLA GNTC ENGNR
WILLIAMS, VICTORIA D. U. WSHGTN GEOPHYS
YATES, JOHN F. USAF CPTN
Cameron blickte zu Trent auf. »Woher haben Sie das?«
Trent lächelte. Es war das erste echte Lächeln, das Cameron in der Stunde, die er Trent kannte, an ihm gesehen hatte.
»Sie erinnern sich an diese Burschen, von denen ich Ihnen erzählt habe, die in dem Lieferwagen vor dem Haus meiner Eltern geparkt haben?« »Ja...«
»Nun, ich bin einem von denen nach Hause gefolgt. Habe ihn auf der Schwelle zu seiner Wohnung abgefangen und ihm ein paar Fragen gestellt. Er war sehr kooperativ, sobald er... angemessen motiviert war.« »Was ist mit ihm geschehen?«, fragte Cameron argwöhnisch.
Als er Antwort gab, war Trents Stimme hart, kalt und bar jeglichen Gefühls.
»Er ist gestorben.«
Snake hing, mit Handschellen gefesselt, an demselben Pfahl auf Deck E wie Henri Rae und Luc Champion. Waffen und Körperschutz hatte man ihm abgenommen. Er stand einfach nur da, an den Pfahl gefesselt, gekleidet in seine Ganzkörper-Tarnuniform.
Schofield, Riley und Rebound standen vor ihm auf dem Deck und sahen ihn an. Mother war ebenfalls draußen auf dem Tümpeldeck. Sie saß auf einem Sessel und sah aus wie Kleopatra auf einer Chaiselongue. Schofield hatte sie von Book und Rebound für diesen Zweck aufs Deck hinaustragen lassen.
Zu guter Letzt stand James Renshaw hinter Schofield. Er war der einzige Zivilist auf dem Tümpeldeck.
Die Atmosphäre war angespannt. Niemand sagte ein Wort.
Schofield sah auf seine Armbanduhr.
Es war 15.42 Uhr.
Ihm fiel ein, was Abby Sinclair über die Flares in der Atmosphäre über der Eisstation Wilkes gesagt hatte. Eine Lücke im Flare würde um 15.51 Uhr über die Station hinwegziehen.
Neun Minuten.
Er würde das hier rasch hinter sich bringen müssen. Gant und die anderen waren noch immer unten in der Höhle, und er wollte mit ihnen Kontakt aufnehmen und genau herausfinden, was dort unten war, ehe er McMurdo anrief.
Schofield drückte auf einen Knopf an der Seite seiner Armbanduhr und die Anzeige veränderte sich. Die Stoppuhr erschien. Die Ziffern darauf tickten aufwärts:
1:52:58.
1:52:59.
1:53:00.
Verdammt, dachte Schofield.
Das würde eng werden. Nachdem er um 15.51 Uhr mit den Leuten von McMurdo gesprochen hätte, bliebe denen weniger als eine Stunde, um sich eine Möglichkeit zu überlegen, wie sie das französische Kriegsschiff aufstöbern und vernichten könnten, das vor der Küste lag und darauf wartete, seine Raketen auf die Eisstation Wilkes abzufeuern.
»Also gut«, sagte Schofield und wandte sich an die um ihn versammelte Gruppe. »Book. Rebound. Ihr zuerst.«
Book und Rebound erzählten ihre Geschichte.
Beide hatten draußen an der Antenne der Station auf einem der Außengebäude gearbeitet.
»Und dann haben Sie angerufen und darum gebeten, dass einer von uns zu Mr. Renshaw gehen sollte«, sagte Book. »Snake hat den Anruf entgegengenommen, also ist er losgegangen. Nach etwa fünfzehn Minuten ist er zurückgekommen und hat gesagt, dass alles in Ordnung wäre; hat gesagt, dass Mr. Renshaw noch immer in seinem Zimmer wäre und dass es einfach falscher Alarm gewesen wäre.«
Schofield nickte - das war, als er niedergeschossen worden war.
»Ein wenig später«, fuhr Book fort, »wollte ich los und nach Mother sehen, aber Snake hat mich angehalten und gesagt, dass er sich darum kümmern würde. Zu der Zeit habe ich mir nichts dabei gedacht, also habe ich gesagt, natürlich, wenn er es so wollte.«
Schofield nickte wieder - das war gewesen, als Mother angriffen worden war.
Er tat einen Schritt nach vorn, so dass er direkt vor Snake stand. »Sergeant«, sagte er. »Würdest du uns eine Erklärung geben?«
Snake sagte kein Wort.
»Sergeant«, sagte Schofield, »ich habe gesagt, würdest du mir bitte sagen, was zum Teufel noch eins hier vorgeht?«
Snake zuckte nicht zurück. Er lächelte Schofield einfach kalt und höhnisch an.
Schofield verabscheute ihn, verabscheute allein seinen Anblick.
Dies war der Mann, der ihn niedergeschossen - ihn umgebracht - und dann noch geprüft hatte, ob er auch wirklich tot war.
Schofield hatte über seine eigene Ermordung nachgedacht.
Am Ende war es das Milchglas auf dem Deck, das es erklärte. Das weiße Milchglas, worauf Schofield nur Augenblicke, bevor er niedergeschossen worden war, getreten war.
Es erklärte zwei Dinge: warum Snake in der Lage war, ein Gewehr sicher in der gasgesättigten Atmosphäre der Eisstation Wilkes abzufeuern, und von wo aus er es abgefeuert hatte.
Die Antwort war letzten Endes simpel.
Snake hatte sein Scharfschützengewehr gar nicht im Innern der Station abgefeuert. Er hatte von außerhalb der Station geschossen. Er hatte ein winziges rundes Loch in die weiße Milchglaskuppel gebrochen, die den Zentralschacht der Station überdeckte, und hatte durch dieses Loch auf Schofield geschossen. Das Glas, das er für das Loch aus der Kuppel gelöst hatte, war den ganzen Schacht hinab bis auf Deck E gefallen. Auf eben dieses Glas war Schofield nur Augenblicke, bevor er niedergeschossen wurde, getreten.
Schofield starrte Snake einfach nur an.
Mother sagte leise: »Er hat gesagt, er wäre bei der ICG.«
Bei Mothers Worten drehten sich Book und Rebound sofort um.
»Nun, Sergeant?«, fragte Schofield.
»Er war verflucht redselig, als er sich bereit machte, mich zu filetieren«, meinte Mother. »Ich schlage vor, wir schneiden ihm die Eier ab und lassen ihn dabei zusehen, wie wir sie an die verdammten Wale verfüttern.«
»Gute Idee«, sagte Schofield und funkelte Snake an. Snake erwiderte den Blick bloß blasiert und höhnisch.
Schofield spürte Ärger in sich aufwallen. Er war stinkwütend. Gerade im Augenblick hatte er einfach nur das dringende Bedürfnis, Snake gegen die Wand zu knallen und ihm diesen blasierten Ausdruck aus dem verdammten Gesicht zu wischen...
Als Anführer können Sie es sich einfach nicht leisten, wütend oder bestürzt zu sein.
Wieder klangen Schofield Trevor Barnabys Worte im Kopf.
Schofield überlegte, ob in Barnabys Einheit jemals ein Mann eingeschleust worden war. Er überlegte, was der berühmte SAS-Kommandeur unter diesen Umständen wohl getan hätte.
»Book«, sagte Schofield. »Deine Meinung?«
Buck Riley starrte Snake einfach nur traurig an und schüttelte den Kopf. Er wirkte bis ins Innerste erschüttert von der Enthüllung, dass Snake von der ICG eingeschleust worden war.
»Ich hätte dich nicht für einen Verräter gehalten, Snake«, meinte Book. Daraufhin wandte er sich Schofield zu. »Es ist nicht an Ihnen, ihn umzubringen. Nicht hier. Nicht jetzt. Nehmen Sie ihn mit nach Hause. Schicken Sie ihn ins Gefängnis!«
Während Books Worten hatte Schofield Snake einfach nur funkelnd angeblickt. Snake hatte diesen Blick trotzig erwidert.
Es folgte ein langes Schweigen.
Schofield brach es. »Erzähl mir was von der Intelligence Convergence Group, Snake!«
»Das ist eine hübsche Verletzung«, sagte Snake leise, langsam, wobei er die genähte Wunde auf Schofields Hals ansah. Die Wunde, die Snake ihm selbst zugefügt hatte. »Sie sollten tot sein.«
»Es hat mir nicht gepasst«, erwiderte Schofield. »Erzähl mir von der ICG!«
Snake lächelte kalt, dünn. Dann lachte er leise auf.
»Sie sind ein toter Mann«, sagte Snake ruhig. Daraufhin wandte er sich den anderen zu. »Ihr werdet alle sterben.«
»Was meinst du damit?« fragte Schofield.
»Ihr habt was von der ICG wissen wollen«, meinte Snake. »Ich habe euch gerade was von der ICG erzählt.«
»Die ICG wird uns umbringen?«
»Die ICG wird euch nie am Leben lassen«, sagte Snake. »Es ist unmöglich. Nicht nach dem, was ihr hier gesehen habt. Wenn die Regierung der Vereinigten Staaten die Hände auf dieses Raumschiff legen kann, darf sie nicht zulassen, dass eine Handvoll Frontschweine wie ihr davon etwas wisst. Ihr werdet alle sterben. Darauf könnt ihr Gift nehmen.«
Snakes Worte hingen in der Luft. Alle auf dem Deck schwiegen.
Ihre Belohnung dafür, dass sie so rasch auf der Eisstation Wilkes eingetroffen und sie gegen die Franzosen verteidigt hatten, bestand in der Todesstrafe.
»Wunderbar«, meinte Schofield. »Das ist einfach wunderbar. Ich wette, du bist verdammt stolz auf dich«, sagte er zu Snake.
»Meine Loyalität meinem Land gegenüber ist größer als meine Loyalität dir gegenüber, Scarecrow«, sagte Snake trotzig.
Schofield knirschte mit den Zähnen. Er trat vor. Book hielt ihn zurück.
»Nicht jetzt«, sagte Book ruhig. »Nicht hier.«
»Lieutenant!«, schrie eine weibliche Stimme
von irgendwoher hoch oben in der Station.
Schofield blickte auf.
Abby Sinclair beugte sich über das Geländer von Deck A.
»Lieutenant!«, schrie sie. »Es ist Zeit!«
Schofield betrat den Funkraum auf Deck A, Book und James Renshaw ihm auf den Fersen. Rebound war unten auf Deck geblieben, um ein Auge auf Snake zu halten.
Abby saß bereits an der Funkkonsole. Sie konnte es zunächst gar nicht glauben, als sie Renshaw den Raum betreten sah.
»Hallo, Abby«, sagte Renshaw.
»Hallo, James«, erwiderte Abby vorsichtig.
Abby wandte sich an Schofield. »Die Lücke sollte jetzt jede Sekunde über uns sein.« Sie betätigte einen Schalter auf der Konsole. Aus den beiden Lautsprechern an der Wand tönte statisches Rauschen.
Schschschschschsch.
»Das ist das Geräusch des Flares«, sagte Abby. »Aber wenn Sie nur... ein... paar... Sekunden... warten...«
Das Rauschen endete abrupt und es folgte Stille.
»Und da ist sie«, meinte Abby. »Da ist Ihre Lücke, Lieutenant. Also los!«
Schofield setzte sich an die Konsole und packte das Mikrofon.
Er drückte den Sprechknopf, aber gerade als er sprechen wollte, brach ein merkwürdiges, schrilles Pfeifgeräusch jäh aus den Lautsprechern an der Wand. Es hörte sich an wie eine Rückkopplung, eine Interferenz.
Sofort ließ Schofield das Mikrofon los und sah zu Abby auf. »Was habe ich getan? Habe ich was gedrückt?«
Stirnrunzelnd betätigte Abby einige Schalter. »Nein. Sie haben nichts getan.«
»Ist das der Flare? Könnte die Zeit nicht gestimmt haben?«
»Nein«, erwiderte Abby fest.
Sie betätigte weitere Schalter.
Nichts geschah.
Das System reagierte anscheinend nicht auf das, was sie tat. Das schrille Pfeifgeräusch erfüllte den Funkraum.
»Da stimmt was nicht«, sagte Abby, »das ist keine Interferenz des Flares. Das ist etwas anderes. Das ist anders. Es ist fast so, als wäre es elektronisch. Als ob jemand uns stören würde...«
Schofield spürte, wie es ihm kalt den Rücken hinablief.
»Uns stören würde?«
»Es ist, als ob jemand zwischen uns und
McMurdo wäre und unser Signal am Durchkommen hindern würde«,
erwiderte Abby.
»Scarecrow...«, sagte eine Stimme von irgendwo hinter Schofield.
Schofield fuhr herum.
Es war Rebound.
Er stand auf der Schwelle zur Funkstation.
»Ich habe dir doch gesagt, du solltest unten bei...«
»Sir, Sie sehen sich das besser an«, sagte Rebound. »Sie sehen sich das besser jetzt an.« Rebound hielt die linke Hand hoch.
Darin war der tragbare Bildschirm, den Schofield vorher vom Hovercraft mitgebracht hatte. Der kleine Fernsehschirm, der die Ergebnisse der beiden Entfernungsmesser zeigte, die auf den Hovercrafts draußen montiert waren.
Schofield sah auf den Schirm und seine Augen wurden sogleich weit vor Entsetzen.
»O mein Gott!«, sagte er.
Der Schirm war erfüllt von roten Leuchtpunkten.
Es sah aus wie ein Bienenschwarm, der auf einen Punkt zuflog; sie näherten sich allesamt der Mitte des Schirms.
Schofield zählte zwanzig rote Leuchtpunkte.
Zwanzig...
Alle hatten Eisstation Wilkes zum Ziel.
»Mein Gott...«
Und dann hörte Schofield plötzlich eine Stimme.
Eine Stimme, bei der ihm das Blut in den Adern gefror.
Sie tönte aus den Lautsprechern, die an den Wänden der Funkstation hingen. Laut und hart, als wäre sie eine Botschaft von Gott persönlich.
»Achtung, Eisstation Wilkes. Achtung«, sagte die Stimme.
Es war eine schneidige Stimme, knapp und kultiviert.
»Achtung, amerikanische Streitmacht auf Eisstation Wilkes. Wie Ihnen jetzt zweifelsohne aufgefallen sein wird, sind Ihre Funkverbindungen unterbrochen. Es hat keinen Zweck, Ihre Basis auf McMurdo erreichen zu wollen - Sie werden nicht durchkommen. Wir weisen Sie an, sogleich Ihre Waffen niederzulegen. Wenn Sie Ihre Verteidigungsanlagen nicht vor unserer Ankunft entfernen, werden wir gezwungen sein, gewaltsam einzudringen. Ein solches Eindringen, meine Damen und Herren, wird schmerzhaft sein.«
Beim Klang dieser Stimme wurden Schofields Augen ganz groß. Der britische Akzent war nur allzu offensichtlich.
Es war eine Stimme, die Schofield gut kannte. Eine Stimme aus seiner Vergangenheit.
Es war die Stimme von Trevor Barnaby, Brigadier-General Trevor J. Barnaby vom SAS Ihrer Majestät.